Nachdem die amerikanische Besatzungsarmee in einem freundlichen Akt das Fußballfeld in Schwanheim planiert hatte, wurde der Sportverein Schwanheim 1958 gegründet und die Tore, einfache Vierkant Hölzer, in das Erdreich eingegraben. Warum erwähne ich diese Tore und was haben die mit dem Jägersburger Wald zu tun? Nach nur einem Spatenstich war bereits Grundwasser vorhanden und dieser hohe Grundwasserstand war damals überall so. Der heute noch sichtbare Graben in Höhe des Forsthauses Schwanheim war meist randvoll mit Wasser. Im Herbst und Winter war normal, dass Wiesen und tiefer liegende Ackerflächen sowie die Hauskeller immer mit Grundwasser angefüllt war. Alles in den Kellern musste hochgestellt werden. Grundwasser war überall im Hessischen Ried reichlich vorhanden und nach meiner Erinnerung lebte man damit ohne Probleme. Anders sah es in Ortschaften aus, die an einem Bach oder Fluss lagen, da war das Hochwasser der Flüsse zu dem hohen vorhandenen Grundwasser immer ein Problem.
Man wusch sich für gewöhnlich einmal die Woche in einer Zinkbadewanne. Das erforderliche Wasser wurde mit einer Handpumpe außerhalb der Wohnung gefördert und danach mit einem Kohle- oder Holzherd mühsam erwärmt. Dann wusch sich die Familie, zuerst der Papa, dann die Mama und danach die Kinder, natürlich alle im gleichen Wasser. Wir waren damals scheinbar alles Ferkel, aber dafür leben die, die noch leben und diese Zeit erlebt haben, bis heute ohne Allergien oder andere neumodische Krankheiten.
Die Häuser wurden mit Kohle und Holz geheizt und so ab 1965 wurden dann die ersten Ölöfen in Betrieb genommen. Die zentrale Wasserleitung wurde 1960 in Schwanheim verlegt. Bis hierher war das eine kleine Zustandsbeschreibung der guten alten Zeit, wo die Umwelt noch intakt und alles bestens war. Ich möchte die aber auf keinen Fall nochmal so erleben.
Nach dem Anschluss an die Wasserleitung sank der Grundwasserspiegel kontinuierlich und das dürfte überall in Deutschland bezüglich des Wassers ähnlich gewesen sein. Wo in meiner Kindheit Wasserlöcher waren, stehen heute Wohnhäuser. Wo in meiner Kindheit saure Wiesen waren, ist heute Ackerland. Der aktuell neu geplante Fehlheimer Kindergarten soll übrigens genau in so einem Wasserloch, dem alten Neckar Bett gebaut werden.
Die preiswerten Nahrungsmittel in den Supermärkten haben am Beispiel des Südhessischen Rieds auch ihren Ursprung in der Erzeugung mit Spritzmittel, künstlichen Düngung und der permanenten Bewässerung mit dem noch zur Verfügung stehenden Grundwasser.
Der Wissenschaftler, der ich nicht bin, würde sagen, zwischen den Problemen im Wald und der Grundwasserentnahme besteht ein kausaler Zusammenhang. Meine Lebenserfahrung sagt mir etwas Ähnliches: Es gibt keinen Vorteil einerseits, ohne einen Nachteil andererseits.
Der Verlauf des Grundwasserspiegels von 1960 bis heute ist in den Grafiken der nachfolgenden Messstellen gezeigt:
Messstelle 13825 im Jägersburger Wald in Nähe der Götz Eiche
Die Messstelle 12949 liegt in der Nähe Jägersburger Forsthaus
Nun, die Schäden, die durch die Grundwasserentnahme entstehen sind, erkennbar und getreu dem Motto: "Und wenn man nicht mehr weiter weiß, dann gründet man einen Arbeitskreis" und dieser Arbeitskreis kam im Jahre des Herrn 2015 mit dem 85-seitigen Abschlussbericht - Runder Tisch zur Verbesserung der Grundwassersituation im Hessischen Ried zu dem Fazit:
Der Wald im Ried löst sich auf. Im Hessischen Ried geht der Wald, wie wir ihn kennen, verloren. Die Waldschäden werden zunehmend deutlich. Es gibt keine einfachen und schnell wirksamen Lösungen, sondern nur drei langwierige und mehr oder minder kostenintensive Ansätze, ohne den Erfolg garantieren zu können.
"Tragödie spielt sich ab"
Doch nicht nur hier im hessischen Ried ist die Situation dramatisch, sagt André Schulenberg von Hessen Forst. "In den hessischen Wäldern spielt sich als Folge der extremen Dürre im letzten Jahr derzeit eine Tragödie ab."
Im Gebiet bei Gernsheim wird die Situation dadurch verschärft, dass seit Jahrzehnten Wasser für die Stadt Frankfurt entnommen wird. "Durch das Abpumpen ist der Grundwasserspiegel um mehrere Meter gesunken", erklärt von Eisenhardt-Rothe – so sehr, dass viele Bäume nun nicht mehr an Wasser gelangen könnten. Der trockene, heiße Sommer 2018 hat ihnen zusätzlich geschadet.
Eine Lösung dieser Probleme habe ich auch nicht, aber um nicht auch noch eine Klimadiskussion anzufangen, lasse ich das mal unkommentiert abschließend hier so stehen, weil bis hierher die Ursache "Wasserentnahme" und die Wirkung "Waldschäden" klar erkennbar ist!
Nachtrag in 2023: Links die auf Behörden verweisen, funktionieren nach kürzester Zeit leider nicht mehr. Die Behörden müssen noch viele tausend IT-Berater einstellen. Vielleicht ist da ja mal einer dabei der den Mitarbeitern erklärt wie das funktioniert mit den Links! https://www.bund-bergstrasse.de/fileadmin/bergstrasse/Wald/Abschlussbericht_RT_Ried.pdf so funktioniert er in 2023. Allerdings mit dem nächsten IT-Berater ist das wahrscheinlich auch wieder vorbei. Und so hat er mal funktioniert: https://iwrm.hessen.de/service/abschlussbericht-runder-tisch-zur-verbesserung-der-grundwassersituation-im-hessischen-ried .