„Neue Nato-Mitglieder suchen Schutz“ (BA vom 27.11.2023) und „Putin ist ein Dämon“ (BA vom 28.22.2023)

Bezüglich der militärischen Kapazitäten von Russland und der Nato wird in den genannten Leserbriefen von falschen Voraussetzungen ausgegangen. Es entsteht der Eindruck, als stünde im Falle eines Angriffs auf einen Mitgliedsstaat diesem nur etwa ein Dreißigstel des militärischen Aufwands der USA zur Verfügung, welcher sich inzwischen auf etwa 700 Milliarden US Dollar beläuft. Dem ist aber nicht so.

Wird ein Nato-Mitglied angegriffen, dann steht ihm laut Vertrag der Schutz der Nato insgesamt zu. Darin besteht der eigentliche Zweck des Verteidigungsbündnisses. Die USA und die übrigen Nato-Staaten zusammen wenden für ihren Schutz zur Zeit etwa 1,3 Billionen Dollar jährlich auf. Das ist nahezu das Zwanzigfache des jährlichen Militäretats Russlands.

Natürlich verstößt der russische Angriff auf die Ukraine gegen das Völkerrecht und ist weder zu rechtfertigen noch zu billigen. Ihn aber nur durch eine Schwarz-weiß-Brille zu betrachten und Putin vorzuwerfen, er allein habe ihn „angezettelt“, wird den historischen Tatsachen nicht gerecht. Auch nur skizzieren zu wollen, was von 2014 bis 2022 in der Ukraine geschah, würde den Rahmen einer Leserzuschrift sprengen. Verwiesen sei hier nur beispielhaft auf das Massaker von Odessa im Mai 2014, die Nicht-Umsetzung des Minsker Abkommens sowie die bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Kräften der Regierung in Kiew und der vorwiegend russisch-stämmigen Bevölkerung in den Gebieten von Donezk und Luhansk, in denen tausende Zivilisten zu Tode kamen. Wenn man Putin wegen des Angriffs auf die Ukraine einen „Dämon“ nennt, müsste man dann nicht auch – den gleichen Maßstab anwendend – den für den Irak-Krieg verantwortlichen amerikanischen Präsidenten in gleicher Weise etikettieren? Denn dieser Krieg basierte auf einer glatten Lüge seitens der USA und kostete mehr als 100 000 Zivilisten das Leben.

Peter Zehnfuß

Einhausen

Info: Zum Themenkomplex Nato, Russland und Rüstungsausgaben wurden verschiedene Meinungen im Leserforum abgebildet. Vorerst werden daher keine weiteren Leserbriefe zum Thema veröffentlicht.

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