Wenn man vor der Wahl steht sich kalt oder warm zu waschen, muss man nur die entsprechenden Wasserhähne aufdrehen und erhält das gewählte Ergebnis.
Wenn das nicht der Fall ist, kann man das Ergebnis analysieren, um festzustellen, was nicht stimmt.
- Dauert es zu lange bis Wasser kommt
- Kommt nur kaltes Wasser
- Oder kommt nur warmes Wasser
- Oder kommt überhaupt kein Wasser
Nach der Analyse wird ein Klempner beauftragt, der aufgrund seiner Ausbildung etwas von der Sache versteht und die Reparatur Ruck zuck, ausführt. Danach sind alle wieder glücklich und zufrieden. Gut, nichts Neues, die Rechnung war zu teuer und der Klempner kam zu spät, aber ansonsten ist alles wieder in bester Ordnung. Dies war eine Beschreibung der Vergangenheit und wie allgemein bekannt, ist Vergangenheit die Zeit, die vorbei ist.
In der Gegenwart und der Zukunft werden wahrscheinlich nach jeder weiteren Reparatur die Ergebnisse verschlimmbessert. Die Klempner erklären, dass das Ergebnis doch bestens ist, wenn man die Finger von den Wasserhähnen lässt und überhaupt, wenn man mehr möchte, muss eine sorgfältige umfassende Analyse erstellt werden. Die kostet zwar ein paar Euro zusätzlich, das wäre aber eine gut angelegte Investition, die sich in jedem Falle rechnet. In so einem Falle ist dringend der Wechsel des Klempners erforderlich. Wenn der nächste Klempner in schlechtem Deutsch von einer Schadensursache redet und etwas anderes repariert, denkt Otto Normalverbraucher, der weiß auch nicht, was er tut. Der Vorsitzende der Klempnervereinigung findet es unfair, wenn man seine Klempner nach ihren Taten beurteilt, spricht von einem Berater, den man vorbeischicken könnte und im Übrigen ist eine Wasserhahn-Verordnung mit jährlicher Überprüfung und TÜV-Plakette bereits in der zweiten Lesung. Geduld ist also angesagt, ab heute plus fünf Jahre soll alles besser werden.
Was also tun, wenn neuerdings alle Klempner die einfachsten Reparaturen, für die sie sich gut bezahlen lassen, nicht mehr ausführen können?
An dieser Stelle kann sich jeder eine gedankliche Auflistung aktueller Fehlleistungen erstellen, auf die wir Deutschen neuerdings nicht mehr stolz sein können. Hierbei ist klar zu unterscheiden zwischen Fehlern, die immer passiert sind und weiterhin passieren werden - und der Unfähigkeit, Tätigkeiten, die früher selbstverständlich waren, nicht mehr auf die Reihe zu bekommen. Es ist was faul im Staate, wenn:
- ein Handwerker
- ein Ingenieur
- ein Jurist
- ein Arzt
ihre Arbeit aufgrund von falscher Ausbildung und/oder falschen Vorgaben nicht richtig machen können. An den Stellschrauben, Ausbildung und Vorgaben drehen die mit dem Mandat des Volkes ausgestatteten Politiker. Drehen die aber die Stellschrauben in die richtige Richtung?
Natürlich, drehen die immer in die richtige Richtung für einen bestimmten Teil des Volkes. Der Rest des Volkes meint, er würde betrogen werden, was natürlich nicht der Fall ist.
So wie es kommt, war es von einem bestimmten Teil des Volkes geplant und wurde von den Politikern aller Parteien genau nach Plan umgesetzt.
Nach meiner persönlichen Einschätzung, Beobachtungen und den Ergebnissen glaube ich, es kommt darauf an, zu welchem Teil des Volkes man gehört. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob der bestimmte Teil des Volkes, dessen Wünsche erkennbar umgesetzt werden, überhaupt wählen gehen. Ich glaube, dass das Wohlwollen und die Richtung der Politik auf ganz anderen Wegen gesichert werden als über die Wahl. Letztlich geht es bei der Wahl nur darum, genügend Stimmen zu erhalten, um an die Fleischtröge der Macht zu kommen. Wenn das geschafft ist, spielt der Wähler keine Rolle mehr. Das bedeutet: Der Wähler ist nur dazu da, zu konsumieren, Steuern zu zahlen, alle vier Jahre ein Kreuzchen zu machen und ansonsten hat er sich ruhig zu verhalten.
Das Spiel wird sich meiner Meinung nach auch nicht ändern, solange es für die Politiker keine Auswirkungen hat, vor der Wahl von Frieden zur reden und nach der Wahl einen Eid zu schwören, der unter anderem das Wohl des deutschen Volkes beinhaltet, um danach einen Teil des Volkes in irgendeinen Krieg zu schicken, der nur für einen bestimmten Teil des Volkes einen Sinn ergibt. Der größere Teil des Volkes weiß von nichts, vermutet aber immer mehr, dass vieles nicht mit rechten Dingen zugeht. Für diesen Teil des Volkes ist Überwachung dringend angesagt und erforderlich.
Um auf die Analogie mit dem Wasserhahn zurückzukommen: So wie es keinen Sinn macht den Wasserhahn aufzudrehen, wenn man weiß, da kommt nix, machen auch Bundestagswahlen zur Veränderung irgendwelcher Zustände keinen Sinn. Traurig, aber das ist aktuell meine Wahrheit.
Das Argument: „Die Wahl haben unsere Vorfahren mit Blut und Tränen erkämpft“ und man sollte das nicht leichtfertig verschenken, habe ich lange genug befolgt, um zu der Erkenntnis zu kommen: „Mich haben Sie lange genug verarscht“. Ich betrachte das als Außenstehender und fühle mich in meiner Einschätzung bestätigt.
Meinem Klempner, der sich die Ehrenbezeichnung "Alter Sack" redlich verdient hat und diesen Orden mit Würde trägt, wünsche ich ein langes erfühltes Leben, auf dass er nie in Rente gehe, jedenfalls nicht so lange ich noch lebe.
Nachtrag vom 30.05.2022 zum Zustand unserer Demokratie: Tichys Ausblick - Der Wahlkrimi von Berlin