„Die Integration von Flüchtlingskindern führt in Einhausen zu überfüllten Klassen“, BA vom 23. August

Wer den Artikel über den Besuch des hessischen Kultusministers Alexander Lorz (CDU) in Einhausen liest, bekommt die Empathie- und Ideenlosigkeit dieses Ministers vor Augen geführt. Zu den überhöhten Schülerzahlen in den Grundschulklassen – deutlich über der regulären Klassenmesszahl von 25, da Flüchtlingskinder nicht mitzählen –, fällt ihm nicht mehr ein, als Schülerinnen und Schülern, deren Eltern und der Schule zu erklären, dass sie „wohl Pech haben“. Eine Frechheit gegenüber allen Beteiligten angesichts des durchsichtigen statistischen Taschenspielertricks, um die Zahl der zu bildenden Klassen möglichst niedrig zu halten. Nach acht Jahren erheblichen Zustroms von Flüchtlingskindern und dem Wissen, dass auch zuvor schon ein deutlicher Mangel an Lehrerinnen und Lehrern herrschte, äußert er die wahrhaft innovative Idee, auf die sicher keiner der anderen 15 Kultusminister gekommen sein dürfte: „Wir wollen daher deutlich mehr Grundschullehrer ausbilden“. Mit keinem Wort erläutert er allerdings, wann und woher die Bewerber für diese Ausbildung kommen sollen, welche Initiativen er zu deren Anwerbung ergriffen hat oder wie die vorhandenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas und Schulen die Durststrecke bis zum Einsatz der erhofften ausgebildeten Kräfte überstehen sollen. Die Leidtragenden werden die Kinder sein. Die PISA-Studie lässt grüßen.

An Dreistigkeit kaum zu überbieten ist schließlich seine Aussage gegenüber dem Rathauschef, dass es „durch die Zuwanderung künftig mehr Arbeitskräfte gebe und die Kommunen von den zusätzlichen Steuereinnahmen profitieren würden“. Sollten diese Einnahmen dereinst tatsächlich fließen, werden für die heutigen Kita-Kinder erst einmal mehr als ein Jahrzehnt weitere Ausgaben von Land und Kommune für ihre Bildung und Ausbildung erforderlich. Woher die Mittel dafür kommen sollen, ist offensichtlich – oder besser hoffentlich – nicht sein Problem.

Einem solchen Minister kann man nämlich nur wünschen, dass er bei den kommenden Wahlen ebenso viel „Pech hat“, wie es die Kinder in ihrer Schule vermutlich über ihre gesamte Schulzeit haben werden.

Ach, warum kam der Minister eigentlich nach Einhausen? Nun, es stehen ja Wahlen an.

Joachim Bliemeister

Lorsch