Zum Kommentar „Drei Schritte zurück“, BA, 12.2.2024

Interessant, welchen rassistischen und ewig gestrigen Beitrag der Wiehlmeis Felix Wolf an der Fastnachtssitzung in Einhausen beobachten konnte. Gefühlt halb Einhausen besuchte und feierte die Sitzungen des VzEdT und die dargebotenen Aufführungen.

Insbesondere die Wiehlmeis nehmen dabei seit Jahrzehnten die gesellschaftlichen Beobachtungen des Jahres in und um Einhausen aufs Korn. Wohl dem, der in den vergangenen Jahren nicht Teil des Inhalts wurde. Witze wurden über alle gemacht, gerne auch unter der Gürtellinie. Meines Wissens nahmen das alle Betroffenen sportlich, also mit Humor. Umso bemerkenswerter ist es dann, dass die Ankündigung ausbleibender political correctness und ein aufgesetzter „indigener Kopfschmuck“ die Glocke des pawlowschen Hundes mit voller Wucht läutet: das ganze Publikum ist dann unreflektiert, johlt und feiert Rassismus. Der oft gescholtene „alte weiße Mann“ wird natürlich auch sofort in Anspruch genommen.

Man denkt sich „geht’s eigentlich noch“, und über so einen Kommentar könnte man eigentlich lachen, allerdings darf man ihn nicht so stehen lassen. Einen ganzen Verein und das Publikum einer ausverkauften Halle in Sippenhaft zu nehmen, weil einem die Witze nicht „woke“ genug sind, ist nicht nur anmaßend, sondern einfach billig. Vom moralischen Podest herunter zu tadeln ist immer einfach. Gerade wenn man sich die sehr richtigen Ziele wie Gleichberechtigung, Anti-Rassismus und kulturelle Vielfalt auf die Fahnen schreibt, kann man jegliche Missachtung der von einer (nur scheinbar moralisch überlegenen) Minderheit festgelegten Norm als Torpedierung dieser Ziele selbst verurteilen. Nur ist dem nicht so. Diese besagten Ziele schreiben sich 95 Prozent des VzEdT, des Publikums und der Wiehlmeis selbst auf die Fahnen. Da bin ich mir sicher, allerdings ohne, dass diese dabei den Humor verlieren.

Es ist wichtig, dass wir unser Miteinander immer wieder hinterfragen, und es ist ebenfalls wichtig, dass es Menschen gibt, die sprachliche Defizite in Gleichberechtigung und Rassismus aufzeigen. Aber bitte werfen Sie nicht denen, die sich nicht an alle Vorgaben halten, gleich Rassismus oder Ähnliches vor. Damit vorverurteilen Sie nämlich ziemlich viele Menschen, was sicherlich nicht Ihr Ziel sein kann.

Die Fastnacht ist seit jeher die Gelegenheit, humoristisch mit Obrigkeiten abzurechnen. Früher waren dies die überlegenen Fürsten, und heute eben die, die sich lediglich den anderen überlegen fühlen. Und falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Die Wiehlmeis haben sich mit ihrem Auftritt nicht über Minderheiten oder indigene Völker lustig gemacht, sondern eben über die Pächter der moralischen Hoheit, wie Sie, Herr Wolf. Reingefallen, würde ich sagen. Aber nehmen Sie es doch einfach mit Humor!

Florian Ziegler,

Einhausen